Es gibt Menschen, die scheinen glücklich auf die Welt gekommen zu sein und verlassen diese mit dem gleichen glückseligen Lächeln, das sie ein Leben lang getragen haben. Und dann gibt es Menschen, denen scheint das lange Gesicht angeboren zu sein, wie das Lächeln dem Glücklichen. Einfach so, möchte man meinen. Was aber braucht ein Mensch, um glücklich zu werden und zu bleiben?
Wissenschaftlich geforscht wird weltweit an unzähligen Themen. Ein noch eher junger, aber spannender Forschungszweig beschäftigt sich mit dem subjektiven Glück oder einfacher gesagt mit der Frage: Wie hoch ist die Lebenszufriedenheit des Einzelnen und welche Faktoren beeinflussen diese wesentlich? Führend auf diesem Gebiet ist der Basler Wirtschaftsprofessor Bruno S. Frey. Vor Jahren hat der erfahrene Ökonom begonnen, das Glücksempfinden von Menschen zu erforschen. Er tut dies mit eigens entwickelten Glücksumfragen, in denen die Befragten auf einer Skala von 0 bis 10 angeben, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Daraus lassen sich allerlei Schlüsse ziehen – gesellschaftliche wie wirtschaftliche.
Geld zu haben ist gut, es zu teilen noch besser
Macht Geld glücklich? Jein. Es gilt zu unterscheiden zwischen kurzfristigem und tiefgründigem Glück. Ersteres ist stark emotional geprägt – da können ein paar neue Schuhe, eine Bonuszahlung oder ein gefundenes Banknötli schon zur maximalen Stufe reichen. Ist aber einmal ein gewisses Wohlstandsniveau erreicht, hat das Einkommen nur noch wenig Einfluss auf die durchschnittliche Lebenszufriedenheit. Wer mehr verdient, ist folglich nicht automatisch glücklicher – oder eben nur kurzfristig. Dem gegenüber steht das tiefgründige Glück, das sich mit den letzten Fragen beschäftigt: «Hat sich das (bisherige) Leben gelohnt?», «Was habe ich daraus gemacht?» und «War es ein ‹gutes› Leben?». Überraschenderweise stellte der Glücksforscher in seinen Umfragen fest, dass Geben besonders glücklich zu machen scheint. Gemeint sei dabei allerdings nicht, sein komplettes Vermögen zu verschenken. Wer aber regelmässig uneigennützig etwas (Geld) gibt, werde mit Freude und Befriedigung belohnt. Das Gleiche gilt für Freiwilligenarbeit.
Glück stiftendes Engagement
Unter den vielen Grössen, die einen eindeutigen Einfluss auf das selbstdeklarierte Glück haben, sticht laut Bruno S. Frey eine besonders hervor: die Beschäftigungssituation. Arbeitslose sind, wenig überraschend, unzufriedener als Erwerbstätige. Dies auch, wenn das Einkommen durch staatliche Überweisungen gesichert wird. Durch die gut gemeinte Hilfe kann ein Gefühl der Abhängigkeit entstehen. Durch die fehlende Teilnahme am Arbeits- und sozialen Leben fühlen sich viele von der Gesellschaft ausgeschlossen, nutzlos und verlieren ihr Selbstwertgefühl. Arbeitslosigkeit gilt denn auch, zusammen mit Trennung und Scheidung vom Lebens- oder Ehepartner, als einer der stärksten negativen Einflussfaktoren auf das Glück. Im krassen Gegensatz dazu steht die Freiwilligenarbeit. Die Glücksumfragen des Basler Forschers zeigen klar: Aktiv beschäftigt zu sein, ist über das Erzielen von Einkommen hinaus Glück stiftend. Der Glücksforscher fand heraus: Wer sich freiwillig engagiert, bezeichnet sich als zufriedener als jene, welche dies selten oder gar nie tun. Gerade nach Erreichen des Pensionsalters also eine wirklich gute Möglichkeit, seinen Glücks-Level zu halten oder gar zu erhöhen.
«Rezept» zum Glücklichsein
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Glücksforschung kann Bruno S. Frey vier klare Faktoren definieren, die zu unserem Glück beitragen. Es sind Gemeinsamkeiten, welche die glücklichsten Menschen rund um den Globus aufweisen:
Materieller Wohlstand _ Wer wenig verdient, denkt ständig ans Geld und macht sich Sorgen um die Zukunft. Wer materiell besser gestellt ist, ist zufriedener in seinem Leben. Dies aber nur bis zu einer gewissen Obergrenze, wo Geld auch zur Belastung werden kann. Der Glücksforscher empfiehlt ein Einkommen, von dem man gut und sorgenfrei leben kann. Vermeiden sollte man den Vergleich mit anderen, sonst kann auch ein hohes Einkommen schnell zu Unzufriedenheit führen.
Persönliche Beziehungen _ Menschen sind soziale Wesen. Gute und intensive Beziehungen innerhalb der Familie, zu Freundinnen, Bekannten und Arbeitskollegen sind wichtige Voraussetzungen für menschliches Glück. Wie der Glücksforscher herausfand, ist dieser Austausch mitunter der wichtigste Faktor, um glücklich zu sein.
Gesundheit _ Wer psychisch und physisch gesund ist, ist glücklicher. Das klingt einleuchtend. Bruno S. Freys Forschungen haben nun gezeigt: Die Menschen, die am glücklichsten sind, klagen weniger über Beschwerden.
Demokratie und Partizipation _ Verständlicherweise haben auch die gesellschaftlichen und politischen Lebensumstände einen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Frey und sein Team fanden heraus, dass Menschen, die in Demokratien leben, glücklicher sind. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn dezentrale Strukturen sicherstellen, dass Regionales und Lokales auch dort entschieden wird.
Nachhilfe im Glücklichsein gibt’s von Pharell Williams: «Happy (Hamburg Edition)»